Saint-Saëns, Scherzo, op. 87

Camille Saint-Saëns: Scherzo pour deux pianos, op. 87

Das Scherzo steht im Gesamtwerk von Saint-Saëns einzigartig da. Es ist unter verrückten Umständen entstanden: Am 9. Oktober 1889, an seinem 54. Geburtstag, verlässt Saint-Saëns Paris. Zuerst begibt er sich nach Granada und Málaga, dann nach Cádiz, wo er im November das Scherzo schreibt. Er reist weiter auf die Kanarischen Inseln und mietet in Las Palmas unter dem Namen Charles Sannois ein Haus. Hier verfasst er Gedichte und eine Komödie in Versen. Von nun an wird Saint-Saëns 15 Jahre ohne festen Wohnsitz sein und nur in Hotels und Pensionen wohnen.

Saint-Saëns ist aus Paris geflohen, weil seine Musik in dieser Stadt seit Jahren nur Missgunst gefunden hat. Aber er flieht auch aus einem anderen Grund: Seine Mutter, zu der er eine tiefe Beziehung hatte, ist kurz zuvor gestorben; ein paar Jahre früher waren seine beiden Söhne im Kleinkindalter durch tragische Umstände ums Leben gekommen. Und seine Ehe war zerbrochen. Die Musik zeigt Saint-Saëns’ Verzweiflung und gequälte Rastlosigkeit und eine grosse Trauer und Sehnsucht im ruhigen Mittelteil. Bei diesem Stück, das etwas Infernalisches hat, könnte einem schwindlig werden –

Für das Einstudieren dieses Werkes fehlte uns eine gute textkritische Edition in Partiturform. Wir machten uns daher auf die Suche nach der Erstausgabe und dem Autograph. Ein Exemplar der Erstausgabe in Einzelstimmen liegt in der Universitätsbibliothek Basel, es hat aber Fehler darin. Eine Kopie des Autographs aus der Bibliothèque nationale de France half weiter. Mit dem Autograph und der Erstausgabe erarbeiteten wir eine kritische Ausgabe in Partiturform, die uns jetzt als Aufführungsmaterial dient.