Milhaud, Scaramouche

Darius Milhaud: Scaramouche

Der erste Satz von Milhauds Scaramouche (Vif) ist ein freches Stück Musik, clownesk, schnell, sich überpurzelnd, die Possen des Scaramuccio aus der italienischen Commedia dell’arte nachahmend. Der zweite Satz (Modéré) verbreitet eine lyrische Stimmung. Darius Milhaud war von 1916 bis 1918 als Botschafter in Rio de Janeiro, wo er brasilianische Musik mit ihren Rhythmen und Harmonien gehört hat. Beides ist in den Schlusssatz (Brazileira) eingeflossen.

Milhaud hatte keine Probleme damit, Melodien von der Strasse in seine Werke einfliessen zu lassen oder Techniken der Unterhaltungsmusik zu gebrauchen. Er schreibt dazu in einem Aufsatz aus dem Jahr 1941 mit dem Titel Notes sur la musique et le métier du compositeur: »Ich habe nie verstanden, wie man zwei verschiedene Sorten vom Musik (klassische oder moderne Musik, ernste oder leichte Musik etc.) etablieren kann. Das ist nicht gerecht. Es gibt nur eine einzige Musik, und die kann man in einem Refrain im Kaffeehauskonzert oder in einer Operettenarie genausogut finden wie in einer Sinfonie, einer Oper oder in einem Kammermusikwerk.«